Article note: #schönesende!

Elfenmädchen_Paps sucht seit gestern auf Twitter nach einem ganz bestimmten Kleid für seine autistische Tochter. Sie trägt wohl am liebsten dieses und wie das halt so ist; viel getragene Klamotten sind halt irgendwann nicht mehr so schön. Also bemüht sich der Vater um ein neues Kleid in den Größen 152 / 158 / 164.

Meine Tochter ist ein #Autist und trägt nur dieses eine Kleid von #YIGGA / #ernstingsfamily . Wer hat dieses Kleid in Größe 152 / 158 / 164 pic.twitter.com/idJSFdUJRn

— Elfenmädchen_Paps (@Feen_Papa) May 28, 2017

Das Kleid allerdings wird nicht mehr hergestellt und in den Lagern des Textilunternehmens wurden wohl keine Restbestände mehr gefunden. Besagtes Unternehmen bemüht sich allerdings dennoch, um der Bitte nach einem neuen Kleid für Maggie nachzukommen – und liefert:

@Schlonznase @Feen_Papa Wir schneidern das Kleid exklusiv nach!!! Dazu haben wir ein Exemplar gefunden, das wird nun nachzeichnen und nur für Maggie produzieren! ��

— Ernsting's family (@Ernstingsfamily) May 29, 2017

Man kann das jetzt Social-Media-PR-Aktion betiteln, aber wenn eine solche Geste irgendwen glücklich macht, dann nehme ich das so gerne hin, ja.

Article note: #gutzuwissen!
von Markus Grill, Stefan Wehrmeyer

CORRECTIV startet das Projekt „Null-Euro-Ärzte“, bei dem sich alle Mediziner eintragen können, die kein Geld von der Pharmaindustrie annehmen

Bildnachweis: Collage von Ivo Mayr/Correctiv

71.000 Ärzte in Deutschland haben im vergangenen Jahr Zuwendungen von der Pharmaindustrie erhalten. Aber nur 29 Prozent von ihnen sind bereit, das offenzulegen. Wird ein Arzt nicht genannt, kann das zweierlei bedeuten: Er will die Honorare gegenüber seinen Patienten oder Kollegen verschweigen. Oder er hat kein Geld angenommen. Jetzt sorgt CORRECTIV für Transparenz – und startet eine „Null-Euro-Ärzte“-Datenbank.

575 Millionen Euro haben Pharmakonzerne in Deutschland im Jahr 2015 an Ärztinnen und Ärzte gezahlt. Das Geld floss für Vortragshonorare, Reisespesen, für Anwendungsbeobachtungen oder als Honorar für die Durchführung von Studien. Im Juni 2016 veröffentlichten die Pharmaunternehmen erstmals die Namen von Ärzten und Heilberuflern, die Geld oder geldwerte Vorteile erhalten hatten. Um zu zeigen: Seht her, wir sind transparent, an unseren Zahlungen ist nichts anstößig, jeder Verdacht der Korruption ist an den Haaren herbeigezogen.

So ganz freiwillig war die Veröffentlichung allerdings nicht. Zahlungen von Pharmaunternehmen an Mediziner sind weithin umstritten. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass Ärzte, die Gelder von den Konzernen annehmen oder sich einladen lassen zu Kongressen und anderem, häufiger zum Rezeptblock greifen und zudem teurere Medikamente verordnen.

2010 beschloss die US-Regierung unter Barack Obama, dass Pharmaunternehmen ihre Zahlungen an US-Mediziner jedes Jahr namentlich veröffentlichen müssen – den „Sunshine Act“. Eine solche Regelung wollen die Konzerne in Europa um jeden Preis verhindern. Deshalb erklärten sie im vergangenen Jahr flugs, diese Transparenz hierzulande nun freiwillig zu leisten. Und veröffentlichten die Zahlungen.

Nur 29 Prozent der Ärzte sind transparent

Das Problem: Ärzte in Europa können, müssen aber nicht offenlegen, ob sie Geld von der Pharmaindustrie bekommen. Wer sich an der Transparenzinitiative nicht beteiligen wollte, für den blieb alles beim Alten. Und die Ärzte nutzten diese Möglichkeit reichlich. Unter jenen, die Zahlungen erhalten, stimmten nach Berechnungen von CORRECTIV nur 29 Prozent einer Veröffentlichung zu. Man darf davon ausgehen, dass es sich dabei vor allem um solche Mediziner handelt, deren Einnahmen unbedenklich waren. Heißt im Umkehrschluss: Von 71 Prozent der Ärzte, die Zuwendungen erhalten hatten, haben wir keine Daten. Ebenso wenig von Ärztinnen und Ärzten, die null Verbindungen zur Pharmaindustrie unterhalten. 

Bei allen Ärzten, die nicht in der Datenbank stehen, kann dies zweierlei bedeuten. Erstens: Der Arzt, die Ärztin hat kein Geld erhalten. Oder, zweitens, er oder sie will nicht, dass die Pharma-Honorare bekannt werden und hat einer Veröffentlichung widersprochen. Ein Außenstehender weiß also nicht, ob die Ärztin besonders redlich ist und keinerlei finanzielle Beziehungen zur Pharmaindustrie hat – oder ob der Arzt sich besonders gern einladen und honorieren lässt, aber nicht will, dass das bekannt wird.

Im vergangenen Jahr hat CORRECTIV die Daten jener Ärzte, die mit der Nennung ihres Namens einverstanden waren, erstmals in einer Datenbank zusammengeführt und veröffentlicht. Danach meldeten sich viele Ärzte. Sie sagten, sie würden auch gern in dieser Datenbank auftauchen – mit dem Eintrag „null Euro“. Weil sie Wert darauf legten, vor Kollegen und Patienten zu dokumentieren, kein Geld von den Konzernen anzunehmen.

Die Pharmaindustrie selbst hat für dieses Problem keine Lösung, denn sie kennt nur die Namen jener Ärzte und Heilberufler, denen sie Geld überweist.

Deshalb startet CORRECTIV jetzt das Projekt „Null-Euro-Ärzte“. Hier können sich jene Mediziner eintragen, die im zurückliegenden Jahr KEIN Geld von der Pharmaindustrie für Vorträge und Fortbildungen angenommen haben. Diese Ärzte erscheinen künftig in unserer „Euros für Ärzte“-Datenbank mit dem Betrag „0 Euro“.

MEZIS und VDÄÄ unterstützen das Projekt

Mehrere Ärzteorganisationen unterstützen das CORRECTIV-Projekt von Beginn an. Darunter MEZIS, das steht für: Mein Essen Zahl Ich Selbst, eine Initiative kritischer Ärzte. Genau wie der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VdÄÄ).

Bereits unmittelbar nach Veröffentlichung der neuen Datenbank haben sich mehr als hundert Null-Euro-Ärztinnen und Ärzte eingetragen, darunter so bekannte Mediziner wie Prof. Dr. Michael M. Kochen, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) und Prof. Dr. Peter Schönhöfer, langjähriger Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Uniklinikum Bremen-Mitte.  

CORRECTIV bietet ab sofort allen Medizinern und Fachkreisangehörigen in Deutschland an, sich in die neue Datenbank einzutragen. Die helfen soll, dass Patientinnen und Patienten eine informierte Entscheidung bei der Auswahl ihres Arztes treffen können.

 

FAQ: Die wichtigsten Fragen für interessierte Ärztinnen und Ärzte

Ich bin Arzt, wie überprüfen Sie, ob mein Name und meine Adresse stimmen?

Zunächst müssen wir überprüfen, ob Sie tatsächlich der sind, für den Sie sich ausgeben. Dazu müssen Sie Ihre Anschrift und eine Email-Adresse angeben. An diese Email-Adresse bekommen Sie ein pdf-Dokument zugeschickt, das Sie bitte ausdrucken und unterschreiben. Wenn Sie eine eigene Arztpraxis haben, versehen Sie es bitte mit Ihrem Praxisstempel. Dieses Dokument senden Sie an uns per Post oder Fax zurück.

Wie überprüft CORRECTIV, ob meine Angaben richtig sind?

Wir nehmen Sie beim Wort. Sie versichern, dass Sie im Jahr 2015 oder 2016 keine finanziellen Zuwendungen bekommen haben von einem Pharmaunternehmen, das der Freiwilligen Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie (FSA) angehört. Nach dem aktuell gültigen FSA-Kodex können nur Honorare für Vorträge, Spesen und Fortbildungen veröffentlicht werden. Wenn Sie ankreuzen, in diesen Bereichen keine Zuwendungen erhalten zu haben, überprüfen wir, ob Ihr Name in den Veröffentlichungen der FSA-Firmen auftaucht. Wenn Sie zum Beispiel für das Jahr 2016 doch in der FSA-Liste aufgelistet sind, können Sie nicht gleichzeitig in der Liste der Null-Euro-Ärzte auftauchen. Denkbar ist aber, dass Sie 2015 in der FSA-Liste auftauchen, 2016 aber in der Null-Euro-Liste.

Muss ich auch Honorar angeben, das ich für Anwendungsbeobachtungen erhalten habe?

Die im FSA-Kodex zusammengeschlossenen Firmen veröffentlichen keine Namen von Ärzten, die Honorar für die Durchführung von Anwendungsbeobachtungen (AWB) bzw. Nicht-Interventionellen-Studien (NIS) erhalten haben. Dies wird zwar häufig kritisiert, weil gerade AWBs umstritten sind, da ihr Zweck meist darin besteht, einem Arzt dafür Geld zukommen zu lassen, dass er ein bestimmtes Medikament seinen Patienten verordnet. Aber die Industrie bleibt beim Thema AWBs intransparent. Das heißt: Wenn Sie als Arzt im vergangenen Jahr 10.000 Euro für AWBs bekommen haben und dann noch mal an einer Fortbildungsveranstaltung im Wert von 200 Euro teilgenommen haben, veröffentlichen die Pharmaunternehmen unter Ihrem Namen nur die 200 Euro. Wir halten dieses Vorgehen für fragwürdig und ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten deshalb, zusätzlich anzugeben, dass sie auch kein Honorar für AWBs angenommen haben.

Ich bin kein Arzt, sondern Krankenschwester oder Apotheker. Kann ich mich auch eintragen in Ihre Liste?

Ja, denn die Pharmafirmen schließen in ihr Transparenzprojekt ausdrücklich Angehörige der Fachkreise ein. Dazu gehören auch Pflegekräfte, Apotheker und sogar Mitarbeiter von Krankenkassen. Der FSA definiert Fachkreisangehörige wie folgt: „,Angehörige der Fachkreise’ sind die (...) hauptberuflich tätigen Ärzte und Apotheker sowie alle Angehörigen medizinischer, zahnmedizinischer, pharmazeutischer oder sonstiger Heilberufe und sämtliche andere Personen, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit Humanarzneimittel verschreiben oder anwenden oder mit diesen in erlaubter Weise Handel treiben. Hierzu zählen auch Mitarbeiter öffentlicher Stellen oder Mitarbeiter der Kostenträger, die bei dieser Stelle dafür verantwortlich sind, Arzneimittel zu verschreiben, zu beziehen, zu liefern, zu verabreichen oder über die Erstattungsfähigkeit von Arzneimitteln zu entscheiden, sowie Mitarbeiter der Mitgliedsunternehmen, die neben ihrer Tätigkeit für das Unternehmen hauptberuflich als praktizierende Ärzte, Apotheker oder andere Angehörige der Fachkreise tätig sind, nicht aber diejenigen Ärzte, Apotheker oder andere Angehörigen der Fachkreise, die für Mitgliedsunternehmen hauptberuflich tätig sind.“

Ab wann wird CORRECTIV die Daten veröffentlichen?

Wir werden gemeinsam mit unserem Recherchepartner SPIEGEL-ONLINE die ersten Namen der „Null-Euro-Ärzte“ ab sofort veröffentlichen und dann fortlaufend aktualisieren.

Hier können Sie als Arzt oder Angehöriger der Heilberufe beim Projekt Null-Euro-Ärzte mitmachen