Article note: #nasowas!!1! #appremoved

Über den Messenger Wire hatte ich in der Vergangenheit schon berichtet. Auf dem Digitalcourage-Treffen am Wochenende fiel Jan auf, dass der Messenger den Analyse Anbieter Mixpanel (Firmensitz USA) integriert – dieser Dienstleister ist schon im Zusammenhang mit dem mySugr-Fall negativ in Erscheinung getreten.

Wir stocherten also etwas im Quellcode der Wire-App für Android und wurden dann fündig. Im build.gradle wird eine Mixpanel Abhängigkeit (Bibliothek) eingebunden. Zeile 137:

mixpanel : 'com.mixpanel.android:mixpanel-android:5.2.3',

Sucht man über den gesamten Quelltext nach dem String »mixpanel« findet man weitere Details.

Diesen Fund wollte ich dann noch mit einem Netzwerkmitschnitt des App-Datenverkehrs bestätigen. Dazu habe ich mir Wire aus dem Play Store in der Version 3.12.623 heruntergeladen. Unmittelbar nach dem Start der App wird eine Verbindung zu »api.mixpanel.com« (und einer weiteren Adresse) aufgebaut und folgende Informationen übermittelt:

POST /track?ip=1 HTTP/1.1
Content-Length: 827
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded
User-Agent: Dalvik/2.1.0 (Linux; U; Android 7.1.2; Redmi Note 4 Build/NJH47F)
Host: api.mixpanel.com
Connection: close
Accept-Encoding: gzip, deflate

data=W3siZXZlbnQiOiJJbnRlZ3JhdGlvbiIsInByb3BlcnRpZXMiOnsibXBfbGliIjoiQW5kcm9pZCIsIiRsaWJfdmVyc2lvbiI6IjUuMi4zIiwiJG9zIjoiQW5kcm9pZCIsIiRvc192ZXJzaW9uIjoiNy4xLjIiLCIkbWFudWZhY3R1cmVyIjoiWGlhb21pIiwiJGJyYW5kIjoiWGlhb21pIiwiJG1vZGVsIjoiUmVkbWkgTm90ZSA0IiwiJGdvb2dsZV9wbGF5X3NlcnZpY2VzIjoiYXZhaWxhYmxlIiwiJHNjcmVlbl9kcGkiOjQ4MCwiJHNjcmVlbl9oZWlnaHQiOjE5MjAsIiRzY3JlZW5fd2lkdGgiOjEwODAsIiRhcHBfdmVyc2lvbiI6IjMuMTIuNjIzIiwiJGFwcF92ZXJzaW9uX3N0cmluZyI6IjMuMTIuNjIzIiwiJGFwcF9yZWxlYXNlIjo2MjMsIiRhcHBfYnVpbGRfbnVtYmVyIjo2MjMsIiRoYXNfbmZjIjpmYWxzZSwiJGhhc190ZWxlcGhvbmUiOnRydWUsIiRjYXJyaWVyIjoiIiwiJHdpZmkiOnRydWUsIiRibHVldG9vdGhfZW5hYmxlZCI6ZmFsc2UsIiRibHVldG9vdGhfdmVyc2lvbiI6ImJsZSIsInRva2VuIjoiODUwNTNiZjI0YmJhNzUyMzliMTZhNjAxZDkzODdlMTciLCJsaWIiOiJBbmRyb2lkIiwiZGlzdGluY3RfaWQiOiJjN2RjYjE1ODkzZjE0OTMyYjFjMzFiNWZiMzNmZjY2OSJ9fV0%3D

Wenn wir die Base64-Codierung rückgängig machen, ergibt das:

[{"event":"Integration","properties":{"mp_lib":"Android","$lib_version":"5.2.3",
"$os":"Android","$os_version":"7.1.2","$manufacturer":"Xiaomi","$brand":"Xiaomi",
"$model":"Redmi Note 4","$google_play_services":"available","$screen_dpi":480,
"$screen_height":1920,"$screen_width":1080,"$app_version":"3.12.623",
"$app_version_string":"3.12.623","$app_release":623,"$app_build_number":623,
"$has_nfc":false,"$has_telephone":true,"$carrier":"Unitymedia","$wifi":true,
"$bluetooth_enabled":false,"$bluetooth_version":"ble",
"token":"85053bf24bba75239b16a601d9387e17","lib":"Android",
"distinct_id":"c7dcb15893f14932b1c31b5fb33ff669"}}]7

Diese Informationen werden unmittelbar nach dem Start von Wire übermittelt – noch bevor man als Nutzer überhaupt eine Entscheidung für »private Nutzung« oder »Organisation« getroffen hat. In der Datenschutzerklärung zu Wire wird der Nutzer über den integrierten App-Tracker nicht aufgeklärt. Eine weitere Analyse des Netzwerkverkehrs habe ich nicht durchgeführt.

Für mich persönlich ist es unbegreiflich, weshalb Wire die eigene Reputation auf’s Spiel setzt und einen US-amerikanischen App-Tracker / App-Analysedienst in die App integriert. Zumal Wire ja auch eher die daten- und sicherheitsbewussten Anwender adressiert. Aus meiner Sicht manövriert sich Wire damit selbst ins Abseits.

Dieser Fund zeigt deutlich, dass gerade auch quelloffene Programme / Apps immer mal wieder kontrolliert werden müssen. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser.

Hinweis

Um es mal ganz deutlich zu machen: Ein Messenger, der möglichst sicher und datenschutzfreundlich sein möchte, integriert keine (App-)Tracking-Bibliotheken. Das Ziel sollte sein auf (Drittanbieter-)Bibliotheken und unnötige Abhängigkeikeiten möglichst zu verzichten.

Mitmachen: Unterstütze den Blog mit einem Dauerauftrag!

Article note: #soootrue! :-|
Berlin (dpo) - Was für ein glückliches Land! Bis auf die Flüchtlingspolitik gibt es aktuell kein einziges Problem in Deutschland, das ein Handeln der Bundesregierung erfordert. Das ergab ein Blick auf die seit Monaten herrschende politische Debatte in Parteien, Medien und sozialen Netzwerken.
mehr...

Article note: #mitmachen #sofort

Da ich immer noch der Meinung bin, dass es sehr viel wichtiger ist, den Tod von Menschen auf der Flucht zu verhindern, als schulterzuckend dabei zuzusehen, wie diese im Mittelmeer ertrinken, finde ich die Arbeit der Flüchtlingsretter im Mittelmeer, die heute schnell mal als „Schlepper“ verunglimpft, gar verleumdet werden, unterstützenswert. Die „Lifeline“ trieb Tage land mit Flüchtenden an Bord durchs Mittelmeer, ohne von irgendwo eine Anlegeerlaubnis zu bekommen. Eine Erlaubnis, die Menschenleben rettet. Die gab es lange nicht. Dieser Umstand sorgt im schlimmsten Fall dafür, dass Menschen an der europäischen Außengrenze sterben, was ja leider schon seit längerem zum Alltag gehört. Das stört innereuropäisch nur leider viel zu wenig Menschen. „Hauptsache uns geht es gut“ und wir müssen uns dieses Elend nicht aus der Nähe ansehen. Ich bin es leid, diesem Niedergang der einst europäischen Werte, eigentlich selbstverständlich menschenrechtlicher Werte zuzusehen, die politisch kaum noch zu zählen scheinen.

Seit Freitag sind 400 Menschen auf dem Mittelmeer ertrunken. Kein Rettungschiff in der Nähe. Freiwillige Retter vor Gericht gestellt. Europa hat all seine Werte aufgegeben.

— Johann Pätzold (@SecretofElement) July 2, 2018

Aber: ich bin auch ein bisschen müde. Angesichts des aktuellen innenpolitischen Theaters der großen Egos, das sich weder um Sozial-, Bildungs-, Verkehrs-, Renten- und oder gar der Pflegepolitik zu scheren scheint. Das alles scheint vernachlässigbar, wenn man über Migrationspolitik reden kann, die dann „innenpolitische Flüchtlingskrise“ genannt wird, die objektiv eher eine Krise der soziologischen Empathie und eine der Menschlichkeit an sich zu sein scheint. Fast die gesamte deutsche Politik lässt sich davon treiben und anstatt sich mal locker zu machen und tatsächliche Probleme anzugehen, watet sie durch die stinkende Kloake der AfD und anderer Menschenfeinde und sammelt aus der schön die Bröckchen raus um sie nochmal in den Mund zu nehmen und wiederzukäuen. Klingt eklig. Ist es auch. Sehr. Aber ich schweife ab…

Der Kapitän und die Besatzung der „Lifeline“, die ihr Boot dann mit den Geretteten endlich in einem Hafen in Malta parken konnten, haben nun Ärger mit dem Gesetz, der ganz offensichtlich auf politischer Ebene zu einem Problem gemacht wird. Sie wollen sich dagegen wehren – und das kostet Geld.

Der Kapitän des auf der Insel Malta festliegenden Rettungsschiffes "Lifeline" hat erstmals vor Gericht ausgesagt. Dabei wies er alle Anschuldigungen zurück. Zugleich übte er scharfe Kritik an der EU: https://t.co/mzGxOeMAkY pic.twitter.com/VNtzgqGaOg

— tagesschau (@tagesschau) July 2, 2018

Jan Böhmermann hat aus diesem Grund auf Leetchi eine Kampagne gestartet, die die Rechtskosten der Besatzung im Falle von Prozessen decken soll: Rechtskosten für die „Lifeline“-Besatzung. Und ich finde, die haben den besten Rechtsbeistand verdient, der sich für Geld kaufen lässt. Deshalb packe ich da jetzt auch mal ein paar Euro mit ins Töpfchen. Wenn es dazu dient, dass sich die Menschlichkeit gegen die EU vor einem Gericht bewähren muss, dann sehr gerne. Vielleicht dient es dazu, das Werte neu justiert werden, wobei ich da nicht sonderlich optimistisch bin. Mein bescheidenes Gefühl sagt mir, dass das alles noch viel schlimmer werden könnte.

Liebe Internetfreaks,

ich machs mal kurz und unkompliziert: Der Besatzung der „Lifeline“, die zur Zeit auf Malta festsitzt, wurden „rechtliche Konsequenzen“ angedroht, dafür, dass sie 230 Menschen das Leben gerettet hat.

Lasst uns gemeinsam für die beste Verteidigung zusammenschmeißen, die man sich für Geld kaufen kann. Hier mein kleines Video:


(Direktlink)