Article note: #guteidee!
Detektiv-Emoji vor BücherhintergrundIn über 300 Verfassungsberichten lässt sich leicht der Überblick verlieren (Symbolbild) CC-BY-SA 4.0 Detektiv-Emoji: emojione project

Wann stand die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ im Verfassungsschutzbericht? Und war das jetzt in Mecklenburg-Vorpommern oder beim Bundesverfassungsschutz? Auf diese und viele andere Fragen gibt das neue Projekt verfassungsschutzberichte.de eine Antwort.

Johannes Filter hat im Rahmen von Code for Germany die meist jährlichen Berichte des Bundesamtes und der 16 Landesbehörden zusammengetragen, 320 Stück sind es bisher insgesamt. Er stieß dabei auf das Hindernis, dass manche Ämter ihre Berichte online stellen und auch lassen, andere aber depublizieren die Dateien wieder. „Auf über 300 Berichte sind wir nur per Recherche via archive.org gestoßen“, heißt es auf der Seite.

Die Berichte lassen sich nicht nur durchsuchen, es lassen sich auch Trends auswerten: Wem widmen die Inlandsgeheimdienste am meisten Seiten? Wo schauen sie hin – und wo nicht?

„Der Unterschied zwischen der RAF und dem NSU ist eklatant“, sagt Datenanalyst Filter. Betrachtet man die relative Häufigkeit der Begriffe in den Berichten, wurde über die Rote Armee Fraktion noch rund um ihre Auflösung mehr geschrieben als direkt nach der Enttarnung des NSU über die Rechtsterroristen. „Der Verfassungsschutz hat den NSU-Terror nicht aufgeklärt. Als Resultat mordet das NSU-Umfeld weiter, Walter Lübcke war das letzte uns bekannte Opfer„, sagt Datenanalyst Filter.

Vergleichsgraph von NSU und RAF in den Verfassungsschutzberichten
Über die RAF hat der Verfassungsschutz mehr geschrieben als über den NSU.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den entsprechenden Fundstellen und ihrem Kontext kann verfassungsschutzberichte.de nicht ersparen. „So wird zum Beispiel die AfD im Bundes-Bericht 2018 nur als Opfer von Gewalt gelistet“, heißt es in den Erläuterungen. Aber es kann ein Einstiegspunkt sein für eine intensivere Recherche, sei es für Interessierte, Wissenschaftlerinnen, Journalisten oder Aktivistinnen.

Eine Sammlung interessanter Graphen

Vergleich zwischen Thule-Net, Indymedia, Altermedia und Linksunten
In den Jahren vor dem Verbot von linksunten.indymedia häuften sich die Erwähnungen in den Berichten. verfassungsschutzberichte.de

Welche Medien schaut sich der Verfassungsschutz an? Das Thule-Netz, Sammelpunkt für Rechte Anfang der 90er, beschäftigte den Verfassungsschutz stark. Die ab 2016 verbotene Neonazi-Plattform Altermedia findet eher mäßige Beachtung. Nach links scheinen die Geheimdienstler wesentlich häufiger zu schauen. In dem Jahr vor dem Verbot der als Verein deklarierten Plattform linksunten.indymedia taucht die Seite auffallend häufig in den Berichten auf, oft als Quelle für Bekennerschreiben.

Graph mit dem Vorkommen des Wortes Cyber in den VS-Berichten
Es cybert gewaltig in den Verfassungsschutzberichten. verfassungsschutzberichte.de

Bei der inflationären Nutzung des Wörtchens „Cyber“ unterscheiden sich die Verfassungsschutzämter nicht vom Rest der deutschen Behörden. In den vergangenen Jahren wurden es immer mehr Cyber-Sabotagen, Cyber-Angriffe und Cyber-Räume.

Vergleich zwischen Facebook, Instagram, Youtube, Twitter und Blogs
Facebook ist unangefochtener Spitzenreiter, doch auch Instagram schaut sich der Verfassungsschutz an. verfassungsschutzberichte.de

Unter den Plattformen ist Facebook mit großem Abstand am häufigsten erwähnt. In den letzten beiden Jahren kam auch Instagram vor, oft mit Bezug auf Accounts der Identitären Bewegung.


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Article note: #toitoitoi + #mitmach!
"Die Rede ist Sache der Männer" soll Telemachos zu seiner Mutter Penelope in Homers "Odysee"gesagt haben. Laut der Historikerin Mary Beard ist die Praxis, Frauen zum Schweigen zu bringen, sehr alt. Gemeinfrei Internet Archive Book Images

Seit einigen Tagen läuft sie wieder auf Hochtouren: die Diskussion um die Sichtbarkeit von Frauen und die Dominanz von Männern auf Wikipedia. Der Vorwurf: Für Neulinge sei es besonders schwer, neue Artikel anzulegen, wenn sie nicht dem veralteten Sprach- und Geschlechterverständnis der Wikipedia entsprächen. Das will die Autorin Theresa Hannig ändern. Mit der Petition #wikifueralle möchte sie auf die Männerdominanz in den Strukturen der Online-Enzyklopädie aufmerksam machen und Veränderungen anstoßen.

„Viele Leute glauben, es gäbe gar kein Problem!“, so beschreibt es Theresa Hannig gegenüber netzpolitik.org. Wir seien es gewöhnt, in unserer Alltagssprache nur Männer zu erwähnen. Anfang März hatte die Softwareentwicklerin, die selbst Science Fiction schreibt, eine „Liste deutschsprachiger Science-Fiction-Autorinnen“ erstellt und damit eine Diskussion ausgelöst, deren Verlauf sie hier dokumentiert.

Sprache schafft Wirklichkeit

Denn prompt wurde von anderen Wikipedianern gefordert, die Liste zu löschen. Begründung: Es gäbe bereits eine Seite, die Autoren und Autorinnen gemeinsam auflistet. Eine Liste eigens für Autorinnen bringe somit keinen Mehrwert und sei irrelevant. So argumentierten Editoren und löschten den Beitrag.

Das Beispiel steht symptomatisch für ein größeres gesellschaftliches Problem. Frauen und geschlechterdiverse Menschen sind auch im 21. Jahrhundert noch nicht gleichberechtigt und werden auch in unserer Sprache ausgegrenzt. Denn mit der ausschließlichen Benutzung der männlichen Form werden Frauen unsichtbar gemacht: „Sie werden als weniger wichtig wahrgenommen und in der Folge auch so behandelt“, kritisiert Theresa Hannig. Damit würde man einem Trugschluss unterliegen, nachdem „keine Sichtbarkeit“ mit „keiner Relevanz“ gleichbedeutend sei. Als Beispiel nennt Hannig die spektakuläre Rettung einer thailändischen Fußballmannschaft aus einer Höhle im vergangen Jahr: „Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie viele Rettungstaucherinnen dabei waren?“

Männliche Dominanz bei Wikipedia

Das Problem, dass Frauen in vielen Zusammenhängen nicht explizit genannt werden und damit an Sichtbarkeit einbüßen, gilt besonders für die Wikipedia, die täglich von sehr vielen Menschen genutzt wird. Deswegen fordert die Petition von Theresa Hannig unter dem Hashtag #wikifueralle, dass sich die deutschsprachige Wikipedia mehr öffnet – vor allem für eine moderne, geschlechtergerechte Sprache.

Das Problem, sagt Hanning: Artikel auf Wikipedia werden standardmäßig im generischen Maskulinum, der männlichen Personalform, verfasst. Frauen oder Menschen, die sich nicht in der Zweiteilung der Geschlechter wiederfinden könnten, seien zwar gemäß der Logik der deutschen Grammatik automatisch mitgemeint, werden aber nicht explizit genannt. Hinzu kommt, dass bei Wikipedia mit „massivem Widerstand von Administratoren“ zu rechnen sei, wenn versucht werde, Frauen sprachlich mehr Raum zu geben. So fasst die Petition #wikifueralle das Problem um die geschlechtergerechtes Wikipedia zusammen.

„Die Community arbeitet sehr engagiert und professionell“, das betont auch Hannig, die selbst als ehrenamtliche Editorin bei Wikipedia aktiv ist. Das Problem sei allerdings, dass ein Großteil der Editor:innen Männer seien. Sie würden damit für einen männlichen Blick auf die Welt sorgen: „So kommt es immer wieder vor, dass Artikel von und über Frauen seltener verfasst werden, dann ellenlangen Relevanzdiskussionen ausgesetzt sind und am Ende womöglich noch gelöscht werden, weil die männlichen Admins schlicht in der Überzahl sind.“

So führe die Verwendung des generischen Maskulinums dazu, dass „Frauen und nicht binäre Menschen in der Wahrnehmung der Leser:innen kaum oder gar nicht vorkommen und von Suchmaschinen nicht gefunden werden.“ Das sieht auch die Petition so und zitiert eine Studie, die den Einfluss von geschlechtergerechter Sprache auf die kindliche Wahrnehmung von Berufen untersucht hat. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass etwa stereotyp männliche Berufe von Kindern eher angestrebt würden, wenn sie in geschlechtergerechter Sprache dargestellt werden.

„männlich, weiblich, divers“

All das wollen die Initiator:innen der Petition nicht länger hinnehmen, der sich neben Theresa Hannig zahlreiche Autor:innen und Wissenschaftler:innen, wie etwa der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch angeschlossen haben. Wikipedia dürfe nicht nur die Meinung einer kleinen Gruppe widerspiegeln, sondern die Realität möglichst so beschreiben, wie sie ist: „männlich, weiblich, divers“. Dafür fordert die Petition an erster Stelle „eine Abschaffung der Pflicht zum generischen Maskulinum in den Wikipedia-Artikeln“. Zukünftig soll also auch von Autorinnen oder Politikerinnen gesprochen werden können, wenn es explizit um Frauen geht. Um Frauen und diverse Menschen sichtbarer zu machen, sollen zukünftig Listen auf Wikipedia „nach Geschlecht suchbar, auffindbar und sortierbar“ sein. Auch das fordert die Petition und möchte sich damit nicht nur für die Sichtbarkeit von Frauen stark machen, sondern auch verhindern, dass wieder Listen gelöscht werden, wie es bei den Science-Fiction-Autorinnen der Fall war.

Die Petition geht in ihren Forderungen aber noch weiter, an die Strukturen der Wikipedia selbst. Damit zukünftig nicht mehr einfach Artikel gelöscht werden, die auf eine geschlechtergerechte Sprache achten, sollen die internen Entscheidungsprozesse demokratisiert werden. Nach einer Diskussion sollen „mehrere fachkundige Admins“ über eine Artikel-Löschung abstimmen. Das soll verhindern, dass einzelne Editor:innen einfach über die Löschung eines Artikels entscheiden, wie es im geschilderten Fall geschehen ist.

Ungerechtigkeit ist in der Gesellschaft verwurzelt

Nach wie vor sind Frauen in der Wikipedia stark unterrepräsentiert. Rund 90 Prozent der Personen, die auf Wikipedia Einträge erstellen, bearbeiten und ergänzen, sind männlich, zu diesem Schluss kommt eine Studie, die Wikipedia selbst im Jahr 2011 durchgeführt hat. Zudem sind diese wenigen Editorinnen häufig einem harschen Umgangston ausgesetzt und werden aktiv von Männern verdrängt, das berichten Frauen, die selbst aktiv in der Community sind.

Die Diskussion bei Wikipedia zeigt damit erneut, wie tief die Ungleichgewicht der Geschlechter noch in der Gesellschaft verwurzelt ist, auch im Netz. Da die Welt nicht nur aus Männern besteht, kann es eigentlich nicht sein, dass sie nur durch deren Augen wiedergegeben und reproduziert wird.

Denn wo es im Besonderen um die Sichtbarkeit von Frau und diversen Menschen geht, geht es im Großen um die Sichtbarkeit aller Menschen. Im Kern geht es um die Verwirklichung fundamentaler Gerechtigkeitsprinzipien wie der Gleichberechtigung zwischen Mann, Frau und Menschen, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht explizit zugehörig fühlen. Es geht darum, die Welt und unsere Gesellschaft gleicher und damit gerechter zu machen, darum, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben und den gleichen Raum bekommen sollen, um sich zu artikulieren und wahrgenommen zu werden. Die Debatten um Wikipedia zeigen, wie langsam und mühsam diese Fortschritte erkämpft werden müssen. Aufzuhalten sind sie vermutlich nicht mehr. Ein Meinungsbild unter Wikipedia-Editor:innen soll jetzt klären, ob Frauen und nicht-binäre Menschen bald explizit genannt werden dürfen.


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Old but not bus­ted … – Die­ser Inhalt wur­de vor mehr als 10 Jah­ren publi­ziert. Die Kor­rekt­heit und Ver­füg­bar­keit von Links kön­nen lei­der nicht gewähr­leis­tet werden.

Wer den Doku­men­tar­film „Eine Spin­ne­rei. Das Lebens­pro­jekt.“ von Olha Vasy­ura – der ihre B.A.-Arbeit ist – auf der APPLAUS 2013 gese­hen hat, wird sicher eben­so wie ich arg berührt wor­den sein … – Mit­ten in Deutsch­land wird im 21. Jahr­hun­dert die Zukunft auf radi­kals­te Wei­se zer­stört. In der Ober­lau­sitz wer­den Dör­fer für Braun­koh­le weg­ge­bag­gert und Men­schen wer­den so zu Ver­trie­be­nen. Hei­mat – von schon lan­ge Orts­an­säs­si­gen und eben­so von neu Zuge­zo­ge­nen – soll ein­fach so zer­stört wer­den. Lebens­pro­jek­ten, wie bspw. „Eine Spin­ne­rei“ von Adri­an, Mul­li, Fred, Mat­ze, Nele und Toni und Neustadt/Spree, wird mit die­sen Dys­to­pien die Grund­la­ge entzogen …

Aber das muss viel­leicht alles nicht sein! – Denn die „Spin­ner“ haben das Akti­ons­bünd­nis „Struk­tur­wan­del jetzt – Kein Noch­ten II“ gegründet.

Und ich rufe hier­mit alle Men­schen auf, sich (wenigs­tens) an den fol­gen­den Peti­tio­nen (unver­züg­lich) zu beteiligen:

Mit­ma­chen – jetzt, sofort!

kol­le­gia­le Grü­ße – sokai

Old but not bus­ted … – Die­ser Inhalt wur­de vor mehr als 13 Jah­ren publi­ziert. Die Kor­rekt­heit und Ver­füg­bar­keit von Links kön­nen lei­der nicht gewähr­leis­tet werden.

…weils grad bei heu­te ist/war:

  1. “Wen­de” heißt Umden­ken – so unge­müt­lich das auch sein mag.
  2. Umden­ken heißt (dann wohl) auch, dass wir Wind­parks und Hoch­span­nungstras­sen im Inland akzep­tie­ren müs­sen, wenn wir die “Wen­de” wirk­lich wol­len. – Viel­leicht fin­den wir sie in eini­gen Jahren/Jahrzehnten sogar hübsch oder es kom­men ein paar Künst­le­rIn­nen auf gute Ideen…

Und zum Schluss noch eine Fra­ge (in den Raum – Vor­sicht, nicht dage­gen laufen!):

  • Wie kann es sein, dass der Strom im Stau steht, weil kei­ne geeig­ne­ten bzw. nicht genü­gend Strom­lei­tun­gen (z.B. von Nord nach Süd und/oder von Ost nach West) zur Ver­fü­gung ste­hen, wenn die gro­ßen Strom­an­bie­ter seit Jah­ren mit ihren “Alter­na­ti­ve-Ener­gie-Pro­gram­men” in der Welt und den Schu­len Deutsch­lands unter­wegs sind? – Haben sie etwa ver­ges­sen, auch die Net­ze aus­zu­bau­en? Oder haben sie eher dar­auf spekuliert/hin gear­bei­tet, dass das mit dem Atom-Strom wei­ter funk­tio­nie­ren wird und freu­en sich jetzt, dass (bestimmt) der Staat/die Steu­er­zah­ler (wg. der offi­zi­el­len Ener­gie­wen­de) für die Kos­ten auf­kom­men wird/werden? *grü­bel*

So viel mal dazu – von Einem, der kei­ne Ahnung von der The­ma­tik hat, jedoch an das Gute in der Welt/in Deutsch­land (noch) glaubt (- obwohl es mit die­sem Glau­ben täg­lich berg­ab geht – aber manch­mal pas­sie­ren auch noch tol­le Din­ge…)!

Old but not bus­ted … – Die­ser Inhalt wur­de vor mehr als 14 Jah­ren publi­ziert. Die Kor­rekt­heit und Ver­füg­bar­keit von Links kön­nen lei­der nicht gewähr­leis­tet werden.

Wer kennt ihn nicht, den klei­nen schnu­cke­li­gen kon­so­le-basier­ten Mul­ti-Chat­ter CenterIM!

Oh… – Ich höre jetzt schon etwas Gemur­mel und ver­wei­se alle Unwis­sen­den & Fra­gen­den mal ganz schnell auf das Cen­te­rIM-Wiki unter http://centerim.org.

Allen Ande­ren sei schnell gesagt, dass die Cen­te­rIM-Ent­wick­ler Unter­stüt­zung suchen. – Genau(er)es gibts bei Frank unter altpeter.de.