Article note: #vollzustimm! #tolduso Raus aus dem eigenen Heim ist eine Sache. Mit Bekannten und deren Siri am Handgelenk klarkommen, eine anderer + iwie schwierigere ... :-[
Hausfront. In einem Fenster steht Alt+Ctrl+Delete, aus dem anderen Fenster schaut jemand heraus, der sich die Zähne putzt.Weniger Überwachung kommt nur, wenn man diese Art der Assistenzwanzen gar nicht erst kauft oder abschafft. (Symbolbild) Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Carlo Villarica

Jetzt haben wir so gut wie alle Anbieter durch: Amazon, Google, Apple und Microsoft lassen Gespräche und Tonaufzeichnungen nicht nur von Software, sondern auch von Menschen auswerten. Wer Assistenzsysteme nutzt oder über Skype telefoniert, muss damit rechnen, dass die Kommunikation und damit auch Hinweise auf die eigene Identität bei irgendwelchen Menschen landen, die für die Unternehmen die Software verbessern.

Doch das Abhören der Mitschnitte durch Menschen ist nur das panoptische Sahnehäubchen dieser Systeme. Interessant ist auch, dass nur dieser Aspekt für einen Aufschrei sorgt. Das ganze System der Assistenzwanzen ist perfide: Die Geräte hören in der Regel Geräusche und Gespräche mit, laden diese auf Server der Datenkonzerne, speichern diese Mitschnitte und Anfragen, werten die Aufnahmen mit Software aus und legen Profile an. Das alles dient dem Ziel, die Kund:innen des Systems noch besser zu kennen, ihnen mehr zu verkaufen und ihnen dabei einen Komfortgewinn vorzugaukeln.

Neben der Überwachung durch Privatunternehmen kommt hinzu: All diese Daten können staatliche Ermittlungsbehörden mit richterlichen Anordnungen von den Anbietern herausbekommen. Der Staat kommt an Daten, die es früher gar nicht gab oder deren technische Grundlagen er mit großem Einsatz schaffen musste. Spätestens seit Snowden und Prism wissen wir, dass auch US-Geheimdienste Zugriff auf solche Daten haben.

Staat und Unternehmen Hand in Hand

Die frühere FDP-Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger ist in den Neunziger Jahren wegen des großen Lauschangriffs zurückgetreten – heute installieren sich Menschen Abhöranlagen selber in der Wohnung, um Lichtschalter per Zuruf zu bedienen oder sich das Wetter vorlesen zu lassen.

Wer solche Systeme nutzt, holt sich nicht nur das Ohr von Google & Co. direkt ins Wohn- oder Schlafzimmerzimmer, sondern auch potentiell den Staat in seine intimsten Lebensbereiche. Die schleichende Normalisierung der Assistenzwanzen, der uns ausforschenden Staubsauger-Roboter und des ganzen Elektro-Tands, der unsere Kinder abhört und dabei auch noch technisch unsicher ist, kann nicht genug betont werden. Der neue Megatrend des Überwachungskapitalismus ist, dass Staat und Unternehmen Hand in Hand immer weiter in unserer privatesten Bereiche vordringen, sich dort einnisten und uns ausforschen.

Die gute Nachricht ist: Niemand muss da mitmachen. Also Fenster auf – und raus mit dem Scheiß!


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Article note: #thx @netzpolitik.org + @Google
CC0 Simon

Heute feiert das Unternehmen Google seinen zwanzigsten Geburtstag. Google startete im Silicon Valley mit einer Suchmaschine. Wer zu der Zeit im Netz war, freute sich über eine bessere Alternative zu den Platzhirschen Yahoo und Altavista.

Google dominiert wichtige Teile des Netzes

20 Jahre später dominiert Google bedeutende Teile des Netzes. Bei der Suche hat der Konzern einen weltweiten Marktanteil von 80 Prozent, in Deutschland kommt die Suchmaschine sogar auf über 90 Prozent Marktanteil. Es soll noch einzelne Länder geben, die mehrheitlich lieber mit Yahoo oder Bing ihre Inhalte im Netz finden. Auch gibt es in Russland Yandex und in China Baidu. Doch global ist Google der Champion.

Google hatte zudem durch den frühen Aufkauf von Youtube zeitweise ein de-facto-Monopol auf Video im Netz. Auch wenn Konkurrenten wie Netflix oder Amazon Prime dagegen vorgehen, bleibt Youtube der Platzhirsch unter denjenigen, die direkt und ohne Umwege per Video kommunizieren oder zusehen wollen. 91 Prozent der 14-29-jährigen schauen laut ARD-ZDF-Onlinestudie Videos auf Portalen wie Youtube. Chrome ist in vielen Märkten der meistgenutzte Browser. Beim Navigieren mit Karte liegt Google-Maps weit vor allen anderen. Nur bei der Einführung von Streetview gab es zumindest in Deutschland seinerzeit Bedenken.

Google ist mittlerweile das wohl mächtigste Unternehmen in einer Reihe von nur noch einer Handvoll US-Konzernen, die weite Teile unserer neuen Öffentlichkeiten im Netz kontrollieren. Diese Unternehmen definieren einseitig durch intransparente Codes, Algorithmen und Standards, wie wir heute und vor allem zukünftig miteinander kommunizieren werden. Dafür braucht es dringend mehr demokratische Kontrolle.

Und dann ist das Monopol im Smartphone-Markt. Mit Android hat Google rund 90 Prozent des Marktes unter Kontrolle, etwas Wettbewerb gibt es nur noch durch Apple. Die teuren Geräte aus Cupertino können sich aber nicht alle leisten. Im Markt der Online-Werbung gibt es nur Facebook als ernstzunehmenden Konkurrenten. Gerade da wird derzeit das Geld verdient. Und damit kann Google massiv in neue Märkte und in die Erforschung neuer Technologien investieren, womit die eigene Marktstellung noch weiter ausgebaut werden kann.

Schon vor der Bildung der neuen Holding mit dem Namen Alphabet Inc. vor drei Jahren hat sich der Kurs von Google gewandelt: Der Datenkonzern investierte massiv in die Forschung und Umsetzung von Technologien der Künstlichen Intelligenz und steuerte zeitgleich einen Markt an, der unser Zusammenleben in den Städten grundlegend verändern wird. Mit Waymo gründete Google eine Tochter, die nicht nur assistiert fahrende Fahrzeuge massentauglich und mit hohem Sicherheitsversprechen auf die Straße bringt, sondern die sukzessive die Datenbasis des Konzerns auf die physische Welt ausweiten wird. Erst jüngst kündige Waymo an, mit Uber und Lyft in Konkurrenz treten zu wollen – die können sich schon mal warm anziehen. Die Alphabet-Tochter Sidewalk Labs will in Toronto gleich als Test ein neues Stadtviertel für ihre Kontroll-Infrastrukturen bauen.

Monopole haben leider einen Preis

Google bietet gute und einfach zu nutzende Services meist kostenlos an, aber das hat seinen Preis. Mit jedem Klick machen wir das Unternehmen reicher, weil dessen Datenbestand größer wird und in Verbindung mit Technologien der Künstlichen Intelligenz Google besser und damit wertvoller macht. Mit jedem Klick gewöhnen wir uns weiter an die Produkte und Services. Irgendwann hat das Unternehmen so viel über unsere Angewohnheiten gesammelt, dass es den Nutzenden schwer fallen wird, zu einer Konkurrenz zu wechseln und neu zu starten.

Eine Quasi-Monopolstellung wie jene von Google hat ihren Preis: Neue Wettbewerber haben es immer schwerer, als Konkurrenten in dieselben Märkte einzusteigen. Als Google auf den Markt kam, konnten Mitbewerber wie Yahoo und Altavista nicht einfach ihre Suche am selbstentwickelten Handybetriebssystem vorinstallieren und dadurch noch dominanter werden. Google bei der Online-Suche zu überholen, erscheint heute fast unmöglich. Umso wichtiger ist es, eine umfassende Debatte über die Regulierung der Datenkonzerne zu beginnen.

Statt Kuchen: Zeit für Alternativen

Doch schon bevor die Regulierungswalze anrollt, sind Alternativen zum Monopol verfügbar. Datenschutzfreundlichere Suchmaschinen sind beispielsweise DuckDuckGo, Metager oder Startpage. Für datenschutzfreundlichere e-Mail-Provider nimmt man statt Google-Mail und GMail lieber Anbieter wie Posteo oder Mailbox. Die kosten zwar etwas, dafür bekommt man besseren Service und vor allem mehr Privatsphäre. Wer sich mit IT auskennt, nutzt offene Android-Alternativen wie Lineage OS. Die kosten zwar mehr Arbeit, schicken aber deutlich weniger Daten an Google. Für Kartenmaterial bietet sich die offene Community OpenStreetMap an. Und für Alternativen zum Chrome-Browser empfehlen wir wahlweise Firefox oder die offene Chromium-Alternative.

Gegen Online-Tracking durch Werbeanbieter wie Google schützt man sich unter anderem durch Anti-Tracking-Browser-Plugins. Diese stellen wir mit weiteren Tipps und Tricks zur digitalen Selbstverteidigung übrigens in unserem ausführlichen Dossier zum Thema vor.

Was zu sagen bleibt: Danke Google für 20 Jahre an schönen Produkten, die nicht nur zeigen, was geht, sondern von den Massen gewollt werden. Monopole stützen sich auch auf unsere Bequemlichkeit – den Unwillen vieler, für besseren Schutz ihrer Daten und Privatsphäre aktiv zu werden. Es wird Zeit, sich etwas zu bewegen. Denn zuviel Macht tut uns allen nicht gut und wir werden es zukünftig wahrscheinlich bereuen.

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Article note: Nicht so richtig gut, aber eine Lösung!

„Payments“. Jenes Wort sollte als Begründung ausreichend genug sein, um den Entwickler der beliebten App für Nahverkehrs-Informationen darauf aufmerksam zu machen, warum man jene aus dem Google Play Store warf. Mittlerweile hat sich zumindest geklärt, was sich das Unternehmen dabei gedacht hatte. Der Entwickler hätte demzufolge noch einmal Hand an die App legen müssen, damit eine Chance auf Wiedereinstellung bestanden hätte.

Allem Anschein nach werden Fans der App aber auch weiterhin darauf warten müssen, Öffi auf dem offiziellen Weg über den Google Play Store installieren oder updaten zu können. Mittlerweile ist es so, dass der Entwickler von Öffi, der eh schon zahlreiche Open Source-Komponenten einsetzte, seine App in Version 10 GPLv3-lizenziert. Der Quellcode der App vom Entwickler auf GitLab offengelegt und parallel ganz offiziell zum F-Droid-Repository (hier erhältlich) hinzugefügt.

Danke Jan! 

-> Zum Beitrag Öffi: App nun unter GNU General Public License 3 und offiziell über F-Droid verfügbar

-> Zum Blog Caschys Blog

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Article note: #puhhh + #buhhhh?
Schulunterricht: Mit freundlicher Unterstützung von Google, Facebook und der Telekom. CC-BY-NC-SA 4.0 Montage durch uns. Tafelfoto von stux

Als Richard Gutjahr von einer ZEIT-Tochterfirma gefragt wurde, ob einer seiner Artikel über Hatespeech für Schulmaterial verwertet werden darf, machte ihn ein Detail stutzig: Neben seinem Text sollte das Logo eines großen Rechtsschutzversicherers platziert werden. Der Journalist schaute sich die Broschüre „Medienkunde 2018/2019“ und die dazugehörige Internetseite etwas genauer an. Werbung im Klassenzimmer? In einem Blogeintrag beleuchtet er das trickreiche Konzept von „ZEIT für die Schule“ und dem dort bereitgestellten Unterrichtsmaterial.

Tipps für Schüler*innen über den sicheren Umgang mit Smartphones und Tablets – geschrieben von Google? Tatsächlich. In einer geschickt getarnten „Anzeigenveröffentlichung“ auf der Webseite hebt der US-Konzern hervor, wie „zum Beispiel“ Google-Projekte bei der Medienerziehung helfen können. Ein „Positiv­beispiel für eine besonders gelungene Integration digitaler Medien“ ist laut dem Google-Artikel dann der YouTube-Kanal einer Schule. Die Arbeitsblätter zu Fake-News werden „in Zusammenarbeit“ mit Facebook präsentiert. Die Telekom-Stiftung darf ihr Logo über eine Pro- und Contra-Liste des Smartphone-Einsatzes im Unterricht setzen.

Auf Nachfrage teilt DIE ZEIT Gutjahr mit, die Expertise der Kooperationspartner käme dem Projekt zu Gute und die inhaltliche Hoheit liege ausschließlich bei ZEIT für die Schule. Doch:

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Denn auf der Webseite ZEIT für Schule, also jener Anlaufstelle, auf der man sich die ZEIT-Broschüren und -Arbeitsblätter herunterladen soll, stehen die erwähnten ZEIT-Artikel Seite an Seite mit gefärbten PR-Texten der Sponsoren. […] So gesehen lautet die vielleicht wichtigste Lektion, die Kinder und Jugendliche im Zusammenhang mit Gratis-Angeboten lernen sollten – egal ob sie von Google, Facebook oder DIE ZEIT stammen: There is no such thing as a free lunch.

Wer an Schulen wirbt, verfolgt damit klar kalkulierte, kommerzielle Absichten. Sei es direkt durch Verkaufsangebote (wie bei den Schnupper-Abo-Angeboten der ZEIT) oder indirekt durch langfristigen Image-Gewinn bei Kindern, Eltern oder Lehrern.

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